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Fünf Jahre Arbeit und 283000 Euro später strömen die Daten mit 50000 Kilobit pro Sekunde durch die Leitungen
Täbingen rast über die Datenautobahn

Und los: Hans Joachim Lippus, Erhardt Sautter, Günther-Martin Pauli, Jürgen Herrmann und Thomas Miller (von links) bringen per Knopfdruck das schnelle Internet nach Täbingen. Foto: Sabrina Deckert

Rosenfeld-Täbingen. Willy Brandt schaltete am 25. August 1967 in Berlin auf der 25. Funkausstellung das Farbfernsehen frei. Eine nicht minder historische Aufgabe stand gestern in Täbingen an: In der Rosenfelder Teilgemeinde wird nun mit bis zu 50 000 Kilobit pro Sekunde durch das Internet gesurft.

"Auf ein Auto übertragen, fährt Täbingen jetzt auf der Internetstraße mit guten 300 Kilometern pro Stunde", erklärte Jürgen Herrmann, Geschäftsführer der NeckarCom, die beauftragt worden war, Täbingen und Dautmergen internettechnisch auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.

283000 Euro hat die Erneuerung gekostet, 186000 davon wurden aus einem Bundesinvestitionsprogramm bezuschusst, der Rest entfiel auf die beiden Gemeinden Rosenfeld und Dautmergen.

Das Tochterunternehmen der EnBW hat einen sogenannten Outdoor-DSLAM, zu Deutsch einen Verteiler-Kasten, an der Ecke Heerstraße und Dautmergener Straße aufgestellt. Bis unter den Kasten führen die von den beiden Gemeinden verlegten Glasfaserkabel – der Outdoor-DSLAM verteilt das Internet dann mittels Kupferdoppelader an die Täbinger Haushalte.

Um 9.30 Uhr Ortszeit drückte Landrat Günter-Martin Pauli gestern auf den berühmten roten Knopf, der dem von Willy Brandt doch sehr ähnlich sah. Einziger Unterschied: Brandt schaute in die Röhre – Pauli auf einen Laptop-Bildschirm.

Weiß leuchtete der Countdown, zehn bis eins, akustisch unterlegt rückte der Moment, den Rosenfelds Bürgermeister Thomas Miller mit "Ende gut, alles gut" beschrieb, immer näher. Statt der großen Null jagte ein Feuerwerk über den Bildschirm, und die Homepage der Stadt Rosenfeld erschien.­ Ein Moment, der seit 2007 geplant war und den sich die Täbinger vor allem im vergangenem halben Jahr herbeigesehnt hatten, war nach fünf Jahren gekommen.

Um zu zeigen, dass das schnelle Internet auch wirklich funktioniert, schauten sich Pauli, Miller, Täbingens Ortsvorsteher Erhardt Sautter und der Dautmergener Bürgermeister Hans Joachim Lippus Ausschnitte eines Werbefilms über Rosenfeld an.

"Sehen Sie, es ruckelt nicht, die Sprache bricht nicht ab – so soll es sein", sagte Herrmann. Der NeckarCom-Laptop stand allerdings auch direkt auf dem Verteiler. Und wie genau sieht es mit der Internetqualität für die Täbinger aus, die nicht an dieser Straßenecke wohnen?

"Wer bis zu 400 Meter von dem Kasten entfernt wohnt bekommt 50000 Kilobit, bei 900 Metern kommen noch 35000 Kilobit an, in zwei Kilometern Abstand noch 16000 Kilobit und in einer Entfernung von dreieinhalb Kilometern versorgen wir die Kunden noch mit 8000 Kilobit", sagte Herrmann. Die NackarCom habe für ihre Neukunden die Verträge mit deren vorherigen Anbietern gekündigt, und sobald das alles geregelt sei, könnten die Täbinger ruckelfrei chatten, downloaden, shoppen und surfen.

"Sie werden es nicht glauben, aber diejenigen, die einen schwäbischen Haushaltsvorstand dazu bringen, schnelleres Internet haben zu wollen, sind zum Großteil Jugendliche", sagte Herrmann, "vor allem in den Prüfungsphasen."

Landrat Pauli bestätigte diese Einschätzung: "Meine Tochter liegt mir auch schon in den Ohren." Er betonte, dass das schnelle Internet Täbingen auch für Firmen attraktiver mache. Ein kleiner Schritt für die NeckarCom also, aber ein großer Schritt für Täbingen.

Endlich geschafft: Die meisten Haushalte haben mittlerweile einen Breitbandanschluss.
Illustration: J. Sautter

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Di 08.05.2012
Verfasser: Sabrina Deckert