Im Rosenfelder Stadtgebiet werden 282 Hektar als mögliche Flächen für Windräder und 51 Hektar für Freiflächen-Solaranlagen vorgesehen.
Flächen für Windkraft und Fotovoltaik
Derzeit beschäftigt dieses Thema alle Kommunen im Kreis. Vor allem Windkraft ist aus Sicht des stellvertretenden Direktors des Regionalverbands Neckar-Alb, Peter Seiffert, ein „heißes Thema“. Doch im Rosenfelder Gemeinderat wurde auch über die vermeintlich besser akzeptierten Fotovoltaik-Anlagen gesprochen.
Seiffert legte dar, dass das bundesweite Ziel von 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie den Regionalverbänden übertragen worden ist Wenn dies erreicht werde, könnten Verband und Kommunen festlegen, wo Windräder gebaut werden und wo nicht.Andernfalls entfällt die kommunale Steuerung und die Grundstückseigentümer könnten – unter Berücksichtigung von Richtlinien wie Mindestabständen – im Prinzip frei entscheiden, wo Windräder stehen sollen. Allerdings hätte auch dann der Gemeinderat noch etwas mitzureden.
Zum Ziel des Teilregionalplans sagte Seiffert: „Wir wollen nicht in der gesamten Region lauter kleine Windparks.“ Nicht jeder denkbare Ort soll überplant werden, Freiräume sollen bestehen bleiben.
Windkraftanlagen
Der Planentwurf sieht für Rosenfeld drei Windenergiegebiete mit 282 Hektar Fläche vor. Diese liegen westlich von Heiligenzimmern (67 Hektar), im Wald nördlich der L 415 bei Brittheim (37 Hektar) und westlich von Täbingen (77 Hektar).
„Ein großes offenes Thema ist die Bundeswehr“, hielt der Vertreter des Regionalverbands fest. Hubschrauberflugstrecken und die Radaranlage in Laupheim könnten die in Frage kommenden Bereich weiter einschränken.
Doch es gibt schon jetzt eine große Lücke auf der Karte der Vorranggebiete für Windenergie: Diese wird durch den Radius um den Waldhof bestimmt, in dem wegen des geplanten Fallschirm-Übungsgeländes keine Windkraftanlagen erlaubt sind.
„Die Geislinger sagen uns: ,Wir hätten lieber das kleinere Übel.’“, nahm Seiffert Bezug auf die Diskussion tags zuvor im dortigen Gemeinderat. „Aber die Bundeswehr hat uns gesagt: ,Da könnt ihr nicht planen.’“
Fotovoltaik-Anlagen
Für Rosenfeld zeigt der Planentwurf drei Gebiete mit insgesamt 51 Hektar. Zwei liegen bei Leidringen, südlich der Kreisstraße 7131 sowie zwischen Erlenbachhof und Wolfsgrube. Das dritte ist auf den Feldern westlich von Brittheim. Da die Stadt für große Fotovoltaik-Anlagen einen Plan aufstelle muss, sagte Seiffert: „Sie haben die Fäden in der Hand.“
Beschlüsse
Laut Bürgermeister Thomas Miller hat die Gemeinde Dietingen mit Rosenfeld Kontakt aufgenommen: Weil der dortige Teilregionalplan größere Flächen für Windräder vorsieht, soll auf Täbinger Gemarkung an der Kreisgrenze ein kleinerer Bereich ausgewiesen werden.
Außerdem, auch das umfasste der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung, soll auch für Brittheim der sogenannte „Vorsorgeabstand“ gelten. Das heißt, Windräder müssen mindestens einen Kilometer vom Siedlungsrand entfernt stehen.
Auf dieser Grundlage und nach detailreicher Diskussion billigte der Rosenfelder Gemeinderat den Teilregionalplan ohne Gegenstimmen.
Keine Mehrheit fand hingegen ein Antrag von Gemeinderat Erik Wille: Er wollte, dass ausschließlich gemeindeeigene Flächen als Vorrangflächen ausgewiesen werden.
Bürgermeister Miller hielt fest, dass unverplante Gemeindeflächen nur noch im Wald vorhanden seien. Gemeinderat Horst Lehmann argumentierte deshalb gegen den Antrag: „Ich hab wirklich keinen Bock, eine Menge Wald abzuholzen. Es braucht eine Weile, bis der nachgewachsen ist.“
Was sagen die Räte?
Klaus May verwies auf die mögliche Sichtbehinderungen der Sternwarte Zollernalb durch Windräder: „Die Sternwarte ist ein Leuchtturmprojekt. Es wäre schon recht, wenn man das Gebiet soweit freihält, dass sie nicht beeinträchtigt wird.“ Der stellvertretende Verbandsdirektor Peter Seiffert versprach, das Thema werde nicht unter den Tisch gekehrt, sondern in die Begründung des Teilregionalplans aufgenommen, damit eventuelle Investoren das bei der Planung von Windrädern berücksichtigen können.
May sorgt sich auch, dass bei Heiligenzimmern jenseits der Kreisgrenze noch viel mehr Windräder dazukommen könnten, wenn erstmal auf der eigenen Gemarkung welche stehen. Gebe es nicht einen Überlastungsschutz? Seiffert sagte, der Regionalverband habe versucht, das in der Planung zu berücksichtigen und stimme sich mit dem Regionalverband Schwarzwald Baar Heuberg ab: „Bei Ihnen wäre noch mehr möglich gewesen. Wir schöpfen nicht die gesamte Fläche aus.“ Den Zollernalbkreis sehe er indes nicht als überlastet an.
Jürgen Dreher verwies auf die Pläne des Unternehmens Badenova, das bei Vöhringen drei Windräder bauen will, nicht weit von Brittheim. Er wollte wissen, ob es es eine Vorschrift gegebe, wie weit ein Windrad von der Kreisgrenze entfernt sein muss. „Das spielt keine Rolle“, sagte Seiffert.
Horst Lehmann kritisierte die auf den Feldern östlich Leidringens vorgesehene Freiflächen-Fotovoltaikanlage. Werde diese gebaut, liege sie direkt im Blickfeld, damit müsse man dann täglich leben. Zudem: Wer lege fest, dass die dortigen Böden nicht gut seien? Seiffert betonte: „Das ist kein schlechter Boden.“ Er riet dazu gelassen zu bleiben, denn letztlich entscheide bei diesem Vorbehaltsgebiet die Stadt, ob wirklich Solarpaneele aufgebaut werden: „Sie haben die Fäden in der Hand.“ Die Kommunen seien für solche Fragen die richtige Instanz vor Ort.
Daniel Jäschke hakte nach: Der Ortschaftsrat von Täbingen habe im vergangenen Jahr auch das Gebiet Withau als potentiellen Anlagenstandort vorgeschlagen. „Warum steht das überhaupt nicht mehr zur Debatte?“ Seiffert erklärte, dass dieser Bereich durch den Vier-Kilometer-Radius um das Waldhof-Gelände blockiert werde, in dem die Bundeswehr keine Windräder erlaubt. Jäschke wollte weiter wissen, warum bei den potentiellen Windradflächen keine Rücksicht auf die Landwirtschaft genommen werde. Laut Seiffert ist das aber kein Thema: „Für die Landwirte ist das ,handlebar’.“ Es sei sogar besser, Windräder auf dem freien Feld zu bauen: Deren Sockel habe vielleicht fünf Meter Seitenlänge, im Wald müsste hingegen ein halber Hektar dauerhaft gerodet und ökologisch ausgeglichen werde.
Quelle: Schwarzwälder Bote vom 22.03.2024 vom Di 26.03.2024
Verfasser: Wolf-Ulrich Schnurr