aus dem Zollern-Alb-Kurier vom 18. Januar 2003:
DORFENTWICKLUNG
/ Neue Chance für Täbingens sterbenden Dorfkern
MELAP heißt
das Zauberwort
Voraussetzung ist die Mithilfe
der Bürger - Förderprogramm vorgestellt
Vor Ortschansrat (re.) und großer Zuhörerkulisse
erläutert Planer Otto Körner (li.) im neuen Gemeindehaus das Konzept
das Modellvorhaben des Landes MELAP mit seinen möglichen Chancen für
Täbingens maroden Dorfkern.
Foto: Hannelore Kaiser
Das Sterben des Täbinger Dorfkernes mit seinen stattlichen alten
Bauernhäusern ist ein Dauerleiden. Trotz mancher Anstrengungen wurde ein
Heilmittel bisher nicht gefunden. Jetzt bietet das Land ein neues an. MELAP
steht auf dem Rezept.
TÄBINGEN • Was auf der Packungsbeilage dazu steht, erfuhren
rund 100 interessierte Täbinger am Donnerstagabend im Gemeindehaus im Rahmen
einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung. Dabei auch das: Nur eine schnell
entschlossene Mitwirkung von Betroffenen sichern die in Aussicht gestellten
Heilungschancen.
MELAP steht für „M-odellvorhaben E-indämmung des L-andschaftsverbrauches
durch A-ktivierung des innerörtlichen P-otentials", entschlüsselt
Dipl. Ing. Otto Körner vom Planungsbüro Donaueschingen der Landsiedlung
Baden-Württemberg vor Ortschaftsrat und großer Zuhörerkulisse
das neue Förderprogramm für den Bereich Dorfentwicklung (wir berichteten
darüber). Auf das kurzfristige Angebot sind nach den weiteren Ausführungen
des Planers 200 Bewerbungen eingegangen. 40 von diesen kamen zunächst in
die engere Wahl. Darunter auch Täbingen. Doch nur zehn der 40 Auserwählten
können letztlich mit Landes-Fördermittel zur Saniemng oder Ersetzung
alter Bausubstanz im Ortskern rechnen.
Vorausgesetzt allerdings, deren Besitzer entschließen sich schnell zur
Bereitschaft des Mitmachens. Denn die Zeit drängt, macht der Planer deutlich.
Bis Ende März müssen die möglichen Sanierungsvorhaben mit erster
Planung zur Förderung beantragt sein. Drei sollten es mindestens sein,
elf maximal, gibt der Planer schon mal die Ziellinie vor.
Gemeinde und Planungsbüro haben bereits im Vorfeld sondiert. Danach sind
39 Gebäude im Dorfbereich sanierungsbedürftig. Acht davon stehen schon
leer, einige unter Denkmalschutz. Auch der gemeindeeigene Farrenstall wartet
auf eine Umnutzung per Sanierung oder Neubau nach Abbruch.
Nach der (mit 80 Prozent bezuschussten) ersten Bestandsaufnahme sollen in den
kommenden vier Wochen nun die Besitzer der ausgemachten Häuser und Grundstücke
über Zustand sowie Möglichkeiten zur Nutzung, Sanierung oder Neubau
ihres Besitzes befragt werden. Ein entsprechender Fragebogen wird das Schriftliche
erleichtern. Freiwilligkeit und Datenschutz sichert der Planer zu.
Konkrete Versprechungen kann Körner aber nicht zu abschließenden
Zuhörerfragen nach Zuschusshöhe und Richtlinien des Denkmalschutzes
machen. Mögliche Förderungen von 20 000 Euro pro Wohneinheit stellt
er unverbindlich in den Raum. Ebenso die Empfehlungen, bei entsprechend ausgewiesenen
Häusern das Landesdenkmalamt von Anbeginn der Planung mit einzubinden.
Auf keinen Fall aber, so rät er, sollte mit Sanierungsmaßnahmen begonnen
werden, bevor eine Zuschussbewilligung vorliegt.
Für die Umsetzung eines genehmigten Sanierungskonzeptes rechnet der Planer
mit zwei Jahren, wobei die Bauwilligen ihre Vorhaben auch abschnittsweise realisieren
könnten.
Längerfristig als Nebenwirkung denkt der Planer auch schon an eine Neugestaltung
des gesamten Ortskernes. Bereits vorhandene Gestaltungsmerkmale sollten dabei
aufgegriffen und auch der verdolte Dorfbach wieder freigelegt werden.
Doch allein in den Verbesserungen durch MELAP-Mittel sieht Körner „für
das Ortsbild ein ganzes Stück des Weiterkommens" mit dem einzigen
Risiko, „die Chance ungenutzt verstreichen zu lassen".
von Hannelore Kaiser