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aus Schwarzwälder Bote im Februar 2001:

PORTRAIT
Bei der Arbeit über eigenen Kirchturm blicken

Rosemarie Winkler will als neue Pfarrerin nicht einfach ihre Sichtweise der Täbinger Gemeinde überstülpen


Rose Winkler tritt am 1. Mai ihre Stelle als neue Pfarrerin in Täbingen an. Während ihres Studiums entdeckte sie ihre Vorliebe für Dietrich Bonhoefer und Jochen Klepper.

Von Viola Krauss

Rosenfeld-Täbingen. Auch ohne Pfarrer wirkt das Täbinger Pfarrhaus derzeit nicht verwaist. Die vielen Gruppen und Kreise, die den Gemeindesaal nutzen, erfüllen das Haus schließlich mit Leben. Dennoch schaut so mancher wehmütig und sehnsuchtsvoll wartend auf die Haustüre zur Pfarrerswohnung. Wie im September bereits berichtet, zieht zum l. Mai die neue Pfarrerin Rosemarie Winkler zusammen mit ihrem Mann Albrecht, Schuldekan in Freudenstadt, dort auf.

"Ich freue mich auf diese Herausforderung und hoffe, dass ich meine Erfahrungen entsprechend einbringen kann. Ich freue mich außerdem auf viele neue Begegnungen in der neuen Gemeinde," sagt Rose Winkler im Gespräch mit dem Schwarzwäfder Bote. Die Theologin hat sich bereits ein Bild von ihrer zukünftigen Wirkungsstätte gemacht, was nicht heißt, dass sie unbesehen der Gemeinde ihre Sichtweise überstülpt: "Täbingen ist eine sehr rege Gemeinde mit vielen Angeboten und einem guten Gottesdienstbesuch. Ich finde es erstaunlich, dass diese kleine Gemeinde den Mut hat ein Gemeindehaus zu bauen".

Wichtig ist der zukünftigen Täbinger Pfarrerin, deren Investitur am Sonntag, 13. Mai. ist, bei ihrer Gemeindearbeit auch den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu bewahren. Aus diesem Grund engagiert sie sich derzeit auch über ihre Arbeit als Pfarrerin von Weipertshofen hinaus, im Kirchenbezirk Crailsheim im Kirchenbezirksausschuss, in der Arbeit des Weltgebetstages und im Arbeitskreis für Weltmission und Ökumene.

Geboren und im Kreis von vier Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen ist die 44-jährige in Hattenhofen im Kreis Göppingen als Tochter von Georg Gallus, ehemaliger Staatssekretär im Bonner Landwirtschaftsministerium. Ab dem Wintersemester 1976 studierte sie evangelische Theologie in Tübingen. Ihr besonderes Interesse galt dabei den biblischen Fächern und der praktischen Theologie. Während des Studiums entdeckte sie ihre Vorliebe für Israel.

Im Herbst 1978 heiratete sie Albrecht Winkler, der damals sein Vikariat in Stuttgart-Wangen begann. Im Sommer 1979 wurde die Tochter Christiane geboten, die in der Zwischenzeit im fünften Semester in Konstanz studiert. Nach einem "Schwangerschaftssemester", wie sich die 44-jährige ausdrückt, nahm sie das Studium im Wintersemester 1979/80 wieder auf. 1981 machte Rose Winkler ihr erstes theologisches Examen in Tübingen. "Ich war froh diese Hürde auch mit einem Kind genommen zu haben," so die Theologin gegenüber dem Schwarzwälder Bote.
Bis Ende 1983 genoss Winkler das Dasein als "Familienfrau", "endlich konnte ich einiges nachholen wie beispielsweise einen Nähkurs absolvieren oder mehr Zeit für die Großfamilie und für Freunde und Bekannte aufbringen."

Ab 1.Februar 1983 bot sich für die Theologin die Möglichkeit bei Dekan Frieder Mörike an der Stadtkirche in Göppingen ein so genanntes nichtregionalisiertes Vikariat zu machen. Albrecht Winkler wechselte auf die Pfarrstelle Stadtkirche-Süd, so dass das Ehepaar den Dienst in derselben Gemeinde tat. Dort entdeckte die zukünftige Täbinger Pfarrerin neben den üblichen Feldern der Seelsorge und der Verwaltungstätigkeiten, ihre Vorliebe für die Arbeit mit Kindern und jungen Familien und in der Betreuung älterer Menschen Zuhause und in Heimen. Aus dieser Tätigkeit ergab sich dann auch ein Fernstudium in Altenbildung. Nach dem Ausbildungsvikariat versah Winkler einen halben Dienstauftrag. Ehemann Albrecht und die Theologin selbst waren sich einig, dass sie sich keine Pfarrstelle teilen wollen.

Zum l. Januar 1992 trat Albrecht Winkler in Crailsheim eine Stelle als Schuldekan an. Auch Rose Winkler wollte beruflich weitermachen und sich verändern. Die Kirchengemeinde Weipertshofen, die jahrelang vom Nachbarpfarrer mit versorgt wurde, wollte einen eigenen Pfarrer, für Winkler eine gute Möglichkeit. Die Stelle in Weipersthofen war bis Mai 2000 eine halbe Stelle und wurde dann zu einer Dreiviertelstelle ausgeweitet. Nach gut sechs Jahren auf seiner Schuldekanstelle suchte Albrecht Winkler eine neue Herausforderung und bewarb sich auf die Schuldekanstelle in Freudenstadt, die er 1998 antrat. "Uns war klar, dass wir einige Zeit beruflich getrennt sein würden, im Sommer 2000 bewarb ich mich auf die freigewordene Stelle in Täbingen." Und damit soll das Pendeln und die große Distanz für das Ehepaar ein Ende haben, denn Albrecht Winkler fährt von Täbingen aus nach Freudenstadt, wobei er ja ohnehin beruflich in dieser Gegend unterwegs ist.