aus dem Zollern-Alb-Kurier vom 5. Mai 2002:
KOMMUNALES / Bauvoranfrage
für drei Windkrafträder im Täbinger Ortschaftsrat diskutiert
Windenergie wirbelt heftig Staub auf
Was seit vergangenem Donnerstag für Burladingens Heufeld
und mit einer knappen gemeinderätlichen 14:12-Ablehnung vom Tisch ist,
wird jetzt für den Kleinen Heuberg zum heißen Thema: Der Bau von
Windkraftanlagen. Der Täbinger Ortschaftsrat befasste sich bereits nichtöffentlich
mit einer Bauvoranfrage zur Erstellung von drei Windkrafträdern im Bereich
des Dannecker-Hofes. Am vergangenen Dienstagabend ließ Ortsvorsteher Erhardt
Sautter öffentlich darüber beraten und dabei auch den Planer zu Wort
kommen.
Das
Thema Windkraft ist in Rosenfeld nicht ganz neu. Vor wenigen Monaten lehnten
der zuständige Ortschafts- und Gemeinderat den Bau zweier Windkrafträder
auf Leidringer Markung ab. Dieser Entscheidung schlossen sich auch Landratsamt
und Regierungspräsidium an. Investor Andreas Sülzle hat darauf hin
beim Verwaltungsgericht Klage gegen das Land erhoben; die Verhandlung steht
noch aus (wir berichteten).
Inzwischen ist die landwirtschaftliche Fläche des Kleinen Heubergs von
verschiedenen Unternehmen für den Bau von Windkraftanlagen heiß umworben.
Mit Grundstücksbesitzern wurden bereits lohnende Verträge abgeschlossen
(s. dazu nebenstehenden Bericht). So auch mit dem Besitzer des Dannecker-Hofes,
Eugen Vötsch.
"Wer auf Wind setzt, erntet beste Renditen" wirbt die Natural Energy
Corporation GmbH (NATENCO) für die "höchst rentabel arbeitenden
Windenergieanlagen", von denen sie drei rechts und links der Kreisstraße
Richtung Waldhof errichten will. Zwei mit einer Höhe von 123,5 Metern und
einem Rotordurchmesser von 77 Metern, eines - mit Rücksicht auf den Lärmpegel
zum 300 Meter entfernten Hof- mit 100 Meter Höhe. Eine entsprechende Bauvoranfrage
richtete sie an den Täbinger Ortschaftsrat. Am Dienstagabend wurde darüber
öffentlich vom Ortschaftsrat diskutiert, jedoch ohne abschließende
Entscheidung. Rund 20 Bürger/ innen verfolgten die lebhafte, aber sachliche
Diskussion zwischen dem Pro des Betreibers- vertreten durch den Projektmanager
Gerhard Kienzier - und dem einhelligen Kontra des Ortschaftsrates.
"Wir sind bereits überein gekommen, dass wir Windkraftanlagen auf
unserer Markung grundsätzlich ablehnen", machte Ortsvorsteher Erhardt
Sautter gleich vorweg die Meinung seines Ortschaftsrates deutlich.
Zwar
werde eine Privilegierung von Windkraftanlagen im Außenbereich vom Bundesbaugesetz
eingeräumt, doch stünde dem hier eine Verunstaltung und Beeinträchtigung
des Landschaftsbildes gegenüber, führte der Dorfchef als wichtigstes
Gegenargument ins Feld.
Doch Kritisches auch zu anderen Fragen wurde von den Räten angemerkt. Etwa
zur Wirtschaftlichkeit:
"Nur Hersteller und Verkäufer sind die Gewinner"; zur Sicherheit:
Erst am 20. April brannte im Landkreis Paderborn ein Windrad in 128 Metern Höhe,
konnte nicht gelöscht werden und musste die 400 Meter entfernte Autobahn
wegen umherfliegender Teile für über 12 Stunden gesperrt werden; zum
Rückbau: "Die Probleme bleiben vor Ort"; oder zum Wirkungsgrad:
"Weil in unserer Gegend zu gering, sollten wir die Landschaft dafür
nicht opfern."
Übereinstimmend erklärten Ortschaftsrat Elmar Amann und Horst Völkle.
dass sie zwar für regenerative Energien seien, nach genauem Studium von
Informationsmaterial Windkraftanlagen jedoch für ihre Raumschaft ablehnen
müssten. "Wir haben die Interessen des Gemeinwohl zu vertreten"
und "Bei uns ist nicht der richtige Standort", schlossen sich auch
Eberhard Huonker und Otto Busch ausdrücklich den ablehnenden Argumenten
an, die Natenco-Vertreter Gerhard Kienzler an
schließend mit Fakten und Zahlen zu widerlegen versuchte.
"In Baden-Württemberg wird von oben her Stimmung gegen Windkraftanlagen
gemacht", bedauerte der Manager die politische Situation. Dennoch: Natenco
betreibt inzwischen 60 Anlagen, davon 20 als Eigentum. Und dies, laut Kienzier,
wirtschaftlich mit volkswirtschaftlichem Nutzen, da nach modernster Technik
gebaut.
"Kein Problem"
Dies auch in puncto Sicherheit, die einen Eisabwurf etwa durch beheizte Rotorblätter
oder automatische Abschaltung ausschließt. "Kein Problem" birgt
für den Projektmanager auch der 60 000 Euro teure Rückbau der Anlagen
(in der Regel fällig nach 20 Jahren). Bürgschaften und die beim Bau
verwendeten 30 Tonnen Kupfer und 150 Tonen Stahl stellten genügend Sicherheit
dar. Auch die Kosten für die erforderliche Erschließung (Wege) und
Verkabelung der Anlage trage der Investor.
Info:
Am kommenden Dienstag wird die Diskussion
in die nächste Runde gehen. Dann, ab 19.30 Uhr in der Täbinger Turnhalle,
speziell für die Bürger. Am 14. Mai wird der Ortschaftsrat zu dem
Vorhaben abstimmen, am 16. Mai hat der Gemeinderat das letzte Wort dazu.
von Hannelore Kaiser
Hinweis: Die Fotos stammen nicht vom Zollern-Alb-Kurier, sondern wurden von mir nachträglich eingefügt. Größere Versionen der Fotomontagen gibts hier...