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aus dem Zollern-Alb-Kurier vom 8. Mai 2002:

"Keine Alternative für den Kleinen Heuberg"
Dietrich Barth, profunder Windkraft-Gegner, referierte gestern Abend in der vollbesetzten Täbinger Turnhalle


Zahlreiche interessierte Bürger füllten gestern Abend die Täbinger Turnhalle, um sich über die geplanten Windräder auf ihrer Gemarkung zu informieren. Rechts Ortsvorsteher Sautter, daneben das Referentenehepaar Barth.
Foto: Rosalinde Riede

Immer wieder erntete Dietrich Barth, ehemaliger Lehrer und profunder Windkraft-Gegner aus Eningen, Kopfnicken für seine Aussagen. Täbingens Ortsvorsteher Erhardt Sautter hatte den Referenten gestern Abend in sein Heimatdorf eingeladen, um allen Bürgern Gelegenheit zu geben, sich über das brandheiße Thema zu informieren.

Wie wir bereits berichtet haben, sollen sich demnächst auf dem Kleinen Heuberg gleich mehrere Windräder drehen. Betroffen sind die Gemeinden Täbingen, Geislingen und Isingen. Der Täbinger Ortschaftsrat hat sich letzten Donnerstag geschlossen gegen die Investorenpläne der Betreiberfirma Natenco auf Täbinger Gemarkung ausgesprochen. Jetzt wollte Sautter alle Bürger informieren. Dass das Interesse an dem Thema groß ist, zeigte sich an der großen Besucherzahl: Die Täbinger Turnhalle war voll, aus allen Ortsteilen Rosenfelds und aus der Nachbarstadt Geislingen waren Zuhörer gekommen.

In seinem zweistündigen Vortrag erteilte Dietrich Barth, der von seiner Ehefrau in seinen Kern-Aussagen unterstützt und ergänzt wurde, der Windkraft eine klare Absage. Seine Ausführungen rannten offene Türen ein, denn der Großteil der Zuhörer teilte die Meinung des Ortschaftsrates, der sich gegen eine Einkreisung des Kleinen Heubergs mit Windrädern ausgesprochen hatte.

Erhardt Sautter ging nach der Begrüßung noch auf den Offenen Brief der Betreiberfirma ein (wir berichteten) und sprach sein Bedauern über dessen Inhalt aus. Der Ortschaftsrat habe in sachlicher Diskussion Pro und Contra abgewogen und sich keinesfalls unaufgeschlossen gezeigt, wehrte er sich gegen die ausgesprochene Kritik.

Für Dietrich Barth ist es keine Frage, dass die Windkraft auf der Schwäbischen Alb keine Chance hat, weil "einfach zu wenig Wind bläst". Diese Kernaussage untermauerte er mit vielen anschaulichen Beispielen und Tabellen. Er stellte klar, wer an den Windrädern verdient: "Die Firmen, die in ihrem eigenen Interesse schaffen." Sein Fazit: Aufgrund der schlechten Auslastung und niedrigen Nennleistung sei der Konkurs jeder Anlage vorprogrammiert.

Das Interesse am Kleinen Heuberg begründete er damit, dass die Hersteller auf der Suche nach neuen Absatzmärkten seien (so habe etwa im Windkraft-Vorzeigeland Dänemark der Staat alle Subventionen gestrichen). Die guten Standarte seien längst weg, nach wie vor sei jedoch die Entschädigung für Windstrom nirgends so günstig wie in Deutschland. Also sei jeder Platz recht.

Der Experte ging auch auf die baurechtliche Seite in und betonte, "dass die Windmüller nicht einfach bauen dürfen." Er zitierte aus dem neuen Naturschutzgesetz, in dem Natur- Landschafts- und der Denkmalschutz eine entscheidende Rolle beim Genehmigungsverfahren spielen. Für den Kleinen Heuberg wiege jedoch ein Argument besonders schwer: Der Erhalt der Eigenart der Landschaft. Barth wörtlich: "Das Orts- und Landschaftsbild darf nicht verunstaltet werden."

Der Pädagoge, der an einem Wirtschaftsgymnasium unterrichtet hat, rechnete immer wieder die Unwirtschaftlichkeit der Windräder vor. Dies sei der größte Betrug, welchen die privaten Haushalte ausbaden müssten. Falsch sei auch die Aussage der Betreiberfirma, dass die Windkraft vier Prozent des Gesamtstromes liefere. Barth: "Es sind nur 2,15 Prozent."

Bedenklich stimmte das Ehepaar, dass so wenig über die Gefahren der Windräder publik gemacht wird. Auch hier warteten sie mit Zahlen und Fakten auf und zitierten aus den Betriebshandbüchern der Betreiber. Die Mienen der Zuhörer verfinsterten sich bei den Ausführungen über den "verleugneten Eiswurf", die bereits da gewesenen Brände und die nicht eingehaltenen Empfehlungen für Sicherheitsabstände.

Nach dem Beifall für das Ehepaar Barth wurden einzelne Fragen in der Diskussion vertieft.


von Rosalinde Riede