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aus dem Zollern-Alb-Kurier vom 5. August 2003:

AUSGRABUNGEN / Archäologische Entdeckung auf dem Gewann "Hofstetten"
"Schatzsuche" mit Kelle


Diese archäologischen "Schätze" hat Wiili Schübel am 26. Juli auf Binsdorfer Gemarkung ans Tageslicht befördert. Der Hobbyarchäologe tastet sich seit acht Jahren durch seine Heimat und hat in dieser Zeit über 200 Funde gemacht. Akribisch führt der Täbinger Buch über jede seiner Ausgrabungen.
Foto: Rosalinde Riede

Er ist in gewisser Weise ein Schatzsucher, dessen "Schätze" jedoch meist dreckig und auf den ersten Blick unscheinbar sind. Dieser Tage ist Willi Schübel erneut fündig geworden: Der Hobbyarchäologe hat in Binsdorf im Gewann "Hofstetten" Überreste einer frühmittelalterlichen Siedlung entdeckt.

Geislingen-Binsdorf, 05.08.2003

Willi Schübel ist 2003 zum 28. Mal fündig geworden Der Mann, der sich einfühlsam mit Kelle, Spachtel und dem guten alten Kehrwisch durch die Landschaften des Kleinen Heubergs tastet, ist in ganz offizieller Mission unterwegs: Willi Schübel ist ehrenamtlicher Beauftragter des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg für Bodenarchäologie Seit acht Jahren übt der 39-Jährige, der mit seiner Familie in Täbingen lebt, in seiner Freizeit dieses Amt aus. Als kleiner Junge hat der Bauarbeiter beim Spielen Silbermünzen ausgegraben und seither hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr los gelassen.

Bereits im Juni hat der Hobbyarchäologe für Schlagzeilen gesorgt: Er entdeckte auf dem Gelände der Gärtnerei Mayer in Rosenfeld Überreste einer Siedlungsstelle aus der mittleren Bronzezeit (wir berichteten). Jetzt ist Schübel nur wenige Kilometer weiter auf dem Gelände der Firma Egner erneut fündig geworden.

Schübel ist immer da, wo in der freien Natur gegraben, umgebaut oder umgestaltet wird. Die Firma Egner, die Holzhäuser baut, will einen großen Lagerplatz bauen. Im Zuge dieser Arbeiten hat sich der Täbinger die Baustelle genauer angeschaut. 20 bis 30 Zentimeter unter der Erde ist der Experte, der sein Ehrenamt als Sucht beschreibt, dann am 26. Juli auf Spuren längst vergangenen menschlichen Lebens gestoßen: Spuren eines Schmelzofens von einem Schmied und fünf Kilogramm Schlacke hat der Täbinger ans Tageslicht befördert. Außerdem hat er auf dem Gelände zwei Feuerschlagstöcke, Holzkohle, tierische Knochen und Hüttenlehmbrocken gefunden.

Interessant ist auch ein weiterer Fund in dem Grabungsgebiet: Keramikscheiben, die Schübel eindeutig als Drehscheibenware identifiziert hat. Er ist sich sicher, dass es sich um so genannte "Donzdorfer-Keramik" handelt. In Donsdorf bei Göppingen wurde 1962 bei Ausgrabungen eine Töpferei entdeckt.

Aus all diesen "Schätzen", die in Tübingen im Landesdenkmalamt ihre neue Heimat im Archiv finden werden, zieht Schübel den Schluss, dass in "Hofstetten" im sechsten bis siebten Jahrhundert nach Christus eine Siedlung existiert hat. Frühere Funde haben belegt, dass bereits 2000 bis 3000 Jahre vor Christus an selber Stelle eine spätalemannische Siedlung gestanden hat, die vermutlich einplaniert wurde. Denn im Jahr 1925 wurden auf dem Gelände mehrere Grabfelder entdeckt.

Für Willi Schübel ist dies die 28. Fundstelle in diesem Jahr. In seiner achtjährigen Tätigkeit als Beauftragter des Landesdenkmalamtes hat er schon an die 200 Funde "abgeliefert". Seine Arbeit macht ihm sichtlich Spaß und er freut sich, dass sein 12-jähriger Sohn seine Leidenschaft teilt und ihn mit viel Begeisterung bei seinen archäologischen Streifzügen begleitet.

von Rosalinde Riede