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Erstmals erklang nach ihrer Restaurierung wieder die Orgel in der Täbinger Karsthans-Kirche
Mit einer Kantate sonntägliche Andacht eröffnet

Die Orgel mit neuem Galnz und der Kirchenchor mit einer Meisterleistung standen gestern im Mittelpunkt des sonntäglichen Gottesdienstes in der Täbinger Karsthans-Kirche.
Foto: Willi Sautter

Gleich zwei besondere Ereignisse standen im Mittelpunkt des gestrigen Gottesdienstes in der Täbinger Karsthans-Kirche. Erstmals erklang nach ihrer Restaurierung wieder die Orgel und erstmals eröffnete der Kirchenchor unter Leitung von Beate Vöhringer mit einer Kantate die sonntägliche Andacht.

»Wer nur den lieben Gott lässt walten«. Das 1641 von dem Poeten und Musiker Georg Neumarkt komponierte Kirchenwerk gehört auf der ganzen Welt noch heute zum christlichen Liedgut. Neben der Original-Melodie gibt es an die 20 weitere Vertonungen. Eine der bekanntesten ist die von Johann Sebastian Bach. Auf dieses Vokalwerk reflektiert auch die 1829 von Felix Mendelssohn-Bartholdy verfasste Choralkantate.

Mit vier Sätzen des Werkes stimmte der Täbinger Kirchenchor auf Anregung von Beate Vöhringer und nach wochenlanger intensiver Vorbereitung einfühlsam und ausdrucksvoll in die anschließende Predigt von Pfarrerin Christine von Wagner ein.

Gekonnt begleitet wurden die 20 Sänger von einem Rottweiler Streichquartett mit Heidi Augstein und Yen- Lin Lui (Geige) sowie Elisabeth Landenberger (Bratsche) und Wolfram Heinzmann (Cello).

Einen zusätzlichen musikalischen Höhepunkt steuerte die junge talentierte Sopransolistin Julia Bernhardt mit ihrer ausdrucksvollen und gut geschulten Stimme bei.

Die Klage- und Trosttöne von Chor und Solisten klangen noch bei den Kirchenbesuchern nach, als die Pfarrerin mit ihrer Predigt das Leben des Georg Neumark und die »Vorgeschichte« seines – wie er selbst es nannte – »Trostliedes« nachvollzog. Ein Leben, das den 1621 geborenen Musiker nicht immer in seinem Glauben festigte. Auf der Fahrt von seiner Heimatstadt in Thüringen nach Königsberg gerät sein Schiff in einen Sturm. Wieder an Land, wird er ausgeraubt. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges kann der Musiker monatelang keine Arbeit finden. Als er endlich in Kiel ein Unter- und Auskommen als Hauslehrer findet, verfasst er dankbaren Herzens das Lied »Wer nur den lieben Gott lässt walten, den wird er wunderbar erhalten«. Doch erst 15 Jahre später, nachdem er Königsberg und eine Anstellung am Hof des Herzogs von Weimar erreicht hat, fügt er das Werk in seine Literatur ein.

Vier der sieben Strophen in ihrer Originalvertonung sangen die Kirchenbesucher am Ende des Gottesdienstes mit besonderer Andacht. Die Orgel mit ihrem neuen warmen und romantischen Klang stimmte unter den Händen von Beate Vöhringer mit ein.

Die offizielle Einweihung der von Orgelbaumeister Braun in Bickelsberg erneuerten und erweiterten Orgel wird Ende Oktober beim Kirchenjubiläum gefeiert.

Quelle: Zollern-Alb-Kurier vom Di 21.07.2009
Verfasser: Hannelore Kaiser

Zugehörige Fotogalerie:
Kantatengottesdienst am Sonntag, 19. Juli 2009 in der Karsthans-Kirche