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Zum Gedenken an die 2000 Opfer der Wüstelager
Man darf nicht schweigen

Gemeinsam mit Immo Opfermann gestalteten die Geistlichen des Oberen Schlichemtales die Gedenkfeier auf dem KZ Friedhof in Schömberg.
Foto: Mirjam Seeburger

Wider das Vergessen der Gräueltaten der beiden Weltkriege und im Gedenken an deren Opfer begehen die Nachbargemeinden des Oberen Schlichemtales seit nunmehr 30 Jahren am Volkstrauertag eine ökumenische Gedenkfeier auf dem Schömberger KZ-Friedhof.

Schömberg, 19.11.2007

Auch in diesem Jahr gedachten die Menschen im Schlichemtal den rund 2000 Opfern, die während des Zweiten Weltkrieges in den Wüstelagern am Fuße der Alb einen qualvollen Tod gefunden hatten. Gemeinsam mit Pfarrer Dr. Johannes Holdt, Pfarrer Dr. Sebastian Mukoma, Pfarrerin Rose Winkler und Dekan Walter Klink betonte Pfarrer Frank Lutz, dass diese Feier auch im 30. Jahr ihrer Durchführung nichts an Aktualität und Brisanz verloren habe.

Viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger seien des Erinnerns müde, weil es schmerzhafte Erfahrungen wieder zum Vorschein bringe, wohingegen die jüngeren Generationen des Erinnerns und Gedenkens überdrüssig seien, erwähnte Dekan Walter Klink während seiner Ansprache. Dennoch dürfe man nicht schweigen, sondern müsse die Leiden der vielen Opfer immer wieder zur Sprache bringen, damit Terror und Kriege sich nicht immer wiederholen, sondern ein Ende finden können. „Die Welt brennt vor Leid“, beklagte Klink im Zusammenhang mit den Kriegen und Bürgerkriegen, die im Moment in nahezu 50 Ländern der Erde wüten und damit die Notwendigkeit des Gedenkens und des sich Erinnerns umso aktueller machen. Ein Gedenkkubus mit den Namen aller Menschen, die im Schömberger KZ ihr Leben gelassen haben, stellt seit einiger Zeit ein besonderes Mahnmal wider das Vergessen dar und trägt dazu bei, die vielen Opfer nicht als gesichtslose Unbekannte erscheinen zu lassen, sondern ihnen ihre Identität wiederzugeben. In diesem Bestreben wurden im Rahmen der Gedenkfeier auch in diesem Jahr die Namen von einigen Opfern verlesen, und das von Immo Opfermann vorgetragene Zeugenwort gab den Besuchern der ökumenischen Feier einen Einblick in das Leben und in die Gedanken der Gefangenen. So seien die Insassen des KZs in Gefahr gewesen, im Kampf ums Überleben selbst zu Tätern zu werden, verlas Opfermann die Aufzeichnungen eines Überlebenden und fügte hinzu, dass man in der zur Routine gewordenen Begegnung mit dem Tod immer mehr abgestumpft sei.

Ein Lehr- und Lernpfad rund um den mit vielen Namen gefüllten Gedenkkubus soll ab dem kommenden Frühling noch weitere Impulse im Kampf gegen das Vergessen setzen und die Menschen mit Daten, Fakten und Informationen immer wieder über die Zeit während des Zweiten Weltkrieges aufklären. Bereits am Ende der Gedenkfeier würdigte ein gemeinsamer Gang zum Kubus die Leiden der Opfer, die das KZ hervorbrachte.

Quelle: Zollern-Alb-Kurier vom Mo 19.11.2007
Verfasser: Mirjam Seeburger