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Chemiker Harald Binder stellt beim offenen Abend die wissenschaftliche und religiöse Sicht dar
Leben schaffen, auf künstliche Art

Engagiert referiert Harald Binder. Eines seiner Themen war die Entstehung des Lebens – aus wissenschaftlicher und religiöser Sicht.
Foto: Klaus May

Rosenfeld-Täbingen. Ist Leben künstlich im Labor zu erschaffen? Wie wird die Entstehung des Lebens in der Bibel beschrieben? Darauf ging der Chemiker Harald Binder von der Darmstädter Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" in Täbingen beim "Offenen Abend" ein.Der Trägerkreis der "Offenen Abende" hatte in die Festhalle eingeladen. Zur Eröffnung spielte der Posaunenchor Täbingen unter der Leitung von Horst Völkle. Nach der Begrüßung durch Rolf Hölle sprach Pfarrer Bernd Hofmann aus Rosenfeld ein Grußwort.

Harald Binder, Jahrgang 1959, ist wissenschaftlich tätig, vor allem zu Fragen der Gentechnik. Er hatte seinen Vortrag unter das Thema ""Lasst uns Leben machen" gestellt. Zunächst erläuterte er die Arbeitsweise von Naturwissenschaftlern, die in der Regel mit dem beobachten von Vorgängen beginnen. Danach werde gemessen und das Ergebnis protokolliert. Aus den gewonnen Informationen werde ein Modell entwickelt und untersucht, ob es sich bewährt. Oft, so Binder, müsse immer wieder von vorne begonnen werden, weil das Modell durch neue Erkenntnisse widerlegt werde.

Danach stellte er die Frage: "Was ist Leben?" Leben sei ein "kontinuierliches Phänomen", es sei immer da, antwortete er selbst. Beispiel Eizelle und Samen: Beides sei lebendig und in der Lage, sich selbstständig zu erhalten. Bei der Vereinigung entstehe dann ein Individuum.

Die Chemiker beschäftige zudem eine weitere wichtige Frage: Wann passiert der Übergang von der toten zur lebendigen Materie? Bereits 1953 war der Wissenschaftler Stanley Miller der Meinung, dass bis in 25 Jahren die Frage nach dem Ursprung des Lebens gelöst sei. Aber bis jetzt werde die Entstehung des Lebens nur in Theorien beschrieben. 2010 habe zwar der Genforscher Craig Venter "neu gestricktes Erbgut" in das Protoplasma vorhandener Zellen eingesetzt. "Das ist aber noch keine wirkliche Erschaffung von Leben", ist Binder der Ansicht. Aber der Vorgang zeige, was in der Wissenschaft möglich sei, in Zukunft selbst Leben zu schaffen, dann allerdings unter sehr komplexen Laborbedingungen.

Harald Binder spannte zum Schluss den Bogen zur Entstehungsgeschichte in der Bibel. So beschreibe sie nicht, wie das Leben entstanden sei, sondern nur, wie Leben geschaffen wurde. Es gebe bedeutende Wissenschaftler wie den Mikrobiologen Werner Arber, Nobelpreisträger und seit 2011 Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, die Gott bei der Erschaffung von Leben nicht ausschließen.

Nicht nur zu diesen Äußerungen hakten anschließend die Zuhörer nach. Den Abend beschloss der Posaunenchor.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Mo 24.09.2012
Verfasser: Klaus May